Escuela Félix Pedro Garcia

Die Primarschule Escuela Félix Pedro Garcia im Ort El Salto ist noch für die nächsten elf Monate meine Einsatzstelle. Hier werden die erste bis sechste Klasse unterrichtet. Die Schüler kommen entweder zum ‚turno matunito‘ also vormittags, von 7 bis 12 Uhr oder zum ‚turno vespertino‘ also nachmittags, von 12 bis 17 Uhr zum Unterricht. Vormittags sind die Klassen 1 bis 6A dran und nach dem Mittag entsprechend die B-Klassen. Jede Klasse hat einen festen Lehrer (bzw. Lehrerin, es gibt nur einen männlichen ‚profesor‘), der die Klasse durch das Schuljahr begleitet und alle Fächer unterrichtet.; bis auf ‚Educación física‘, den Sportunterricht, denn diese Aufgabe habe ich ja übernommen.
Morgens um 5.45 Uhr klingelt mein Wecker und ich klettere aus meinem Moskitonetz, mache mich fertig und frühstücke etwas. Dann fahre ich mit dem Fahrrad die etwa 4km nach El Salto zur Schule, um um kurz vor 7 da zu sein. Oft bin ich dann noch vor einigen Lehrern da und habe noch kurz Zeit, um mich von dem Berg, den ich zur Schule hochfahren muss, zu erholen. Meistens werde ich aber schon von einigen Erst- oder Zweitklässlern umzingelt und ausgefragt, welche Klassen ich heute unterrichte und ob sie darunter sind. Wenn ich die Frage mit ‚ja‘ beantworten kann, ist die Freude groß und es wird direkt allen Anderen erzählt, die vor oder im Raum rumlungern. Meinen Unterricht strukturiere ich immer ähnlich: Einlaufen, Dehnen, evtl. Lauf ABC, dann ein paar Übungen (z.B. Slalomläufe, mit dem Ball dribbeln, Sprints oder Staffelspiele). Am Ende bleiben dann mit Glück noch etwa 10 Minuten, um ein Spiel zu spielen, oft werde ich von allen Seiten zugetextet, was jetzt wer spielen will und ich muss dann erstmal Ruhe in die Runde bringen, um das folgende Spiel zu verkünden. Oft ist das Fußball, einige Mädchen wollen dann Seil springen (was auch einige der Jungs ziemlich gut drauf haben), die Kleinen spielen gerne Fangspiele und zum Beispiel in der 4A ist man sich meistens sofort einig, dass ‚Baseball a las patatas‘ gespielt wird und zwar ‚varones contra mujeres‘ (also Jungen gegen Mädchen) und natürlich muss ich als weibliche ‚Profe‘ dann beim Mädchenteam mitspielen.
In der Pause setze ich mich zu den Lehrern und unterhalte mich mit ihnen; manchmal bekomme ich etwas zu essen von einer der Klassen (Eltern kochen Frühstück für die gesamte Klasse) oder ein Kind schenkt mir eine Kleinigkeit, wie Kekse oder ein Bonbon, oft hole ich mir auch eine Schokobanane oder ein Hamburger ähnliches Sandwich. Womit wir bei den ‚Kiosken‘ wären: Um kurz vor 8 fangen einige Frauen an, ihre Stände aufzubauen, tragen Tische, Stühle und sehr viele Süßigkeiten und Getränke in die Schule und verkaufen den Kindern dann alles für umgerechnet wenige Cent. Und die Kinder essen echt sehr sehr viele Snacks: Hier ein Lutscher, da eine Limo und dort ein paar Chips. Ich glaube, es gibt echt kein Kind, das ohne ein paar Cordoba in die Schule kommt und sich in der Pause nichts holt.
Nachdem ich nach der Pause alle meine Bälle eingesammelt habe, mache ich mich mit den Rad auf den Weg zurück nach San Rafael, mache einen Mittagsschlaf oder treffe mich mit den Anderen im Park. Danach esse ich zu Hause noch zu Mittag und mache mich bald schon wieder mit meinem Fahrrad auf den Weg zur Schule. Dort komme ich in der Pause an und setze mich erstmal wieder für einige Minuten zu den Nachmittags-Lehrern. Oft werde ich gefragt, was ich am Wochenende gemacht habe oder die Lehrerinnen wollen Dies oder Das über Deutschland wissen, wie es ‚allá‘ (also ‚dort‘) ist.
Es folgt ein ähnlicher Sportunterricht, wie ich schon am Vormittag gegeben habe, immer etwas an die Altersklasse angepasst. Das ist jedoch relativ schwierig, da die Kinder in der Zweiten zum Beispiel zwischen 7 und 10 Jahre alt sind und die in der Sechsten zwischen 10 und 15. Diese Klassen, in denen die Altersspanne so breit ist, empfinde ich auch am anstrengendsten, aber bis jetzt habe ich noch jede Unterrichtsstunde überstanden, auch wenn mich das ein oder andere Kind manchmal zur Weißglut treibt.
Um 17.15 Uhr ist der Schultag dann zu Ende und um die Zeit bin ich meistens auch der einzige Lehrer, der überhaupt noch Unterricht gibt. Die meisten schicken die Kinder einige Minuten früher nach Hause oder lassen noch den Klassenraum fegen, um ihn danach abzuschließen.
Dann mache ich mich auch auf den Rückweg und gehe, angekommen in San Rafael, erstmal kalt duschen, um den ganzen Dreck, Staub und Schweiß loszuwerden.
Später treffe ich mich meistens wieder mit den anderen im Park. Wir trinken Fruchtsäfte, essen Hühnchen, Burritos oder Nachos, reden über unseren Tag oder planen das nächste Wochenende und nutzen das öffentliche WiFi, um mit Freunden und Familie zu kommunizieren, die im Normalfall zu der Zeit aber tief und fest schlafen.

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